Geschichte

Freiwillige Feuerwehr Wörth an der Lafnitz

Ende des 19. Jahrhunderts erfolgten die ersten Gründungen von Feuerwehren in unserem Bezirk, die erste war 1872 die Feuerwehr der Stadt Hartberg. Immer wiederkehrende Brandkatastrophen, denen auf Grund der Holzbauweise und der räumlichen Nähe der Häuser oft ganze Häuserzeilen zum Opfer fielen, sollten Feuerwehren mit ihren anfangs noch recht beschränkten Mitteln Einhalt gebieten.

Hl. Florian - Wandgemälde im Eingangsbereich

Hl. Florian – Wandgemälde im Eingangsbereich

Auch in Wörth an der Lafnitz wurden in den Jahren 1855 und 1857 durch Feuersbrünste jeweils mehr als 20 Häuser zerstört, wie aus der Pfarrchronik überliefert ist.

Die Freiwillige Feuerwehr Wörth an der Lafnitz wurde am 1. Juni 1894 gegründet und zählt somit zu den ältesten Wehren im Bezirk. 29 Mann unter dem Gründungskommandanten Johann Sommer, Bauer und Bindermeister aus Wörth an der Lafnitz, bildeten die erste Wehr, welche schon bald in den Bezirksverband eingegliedert wurde.

Schon 1896 wurde ein Rüsthaus errichtet: es hatte 2 Tore und einen Steigerturm. Es sollte die Heimat der Feuerwehr für die nächsten 100 Jahre bleiben, einige Male renoviert und noch heute als Lagerraum genutzt.

In den folgenden Jahren werden eine „Kernreuther“-Fahrspritze sowie ein Mannschaftswagen für Pferdebespannung und 200 Meter Schlauch angeschafft.

Brandbekämpfung und Kampf gegen die fast jährlichen Hochwässer der Lafnitz bleiben die Hauptaufgaben der Wehr fast bis in die heutige Zeit.

Ab dem Jahr 1911 liegen Protokolle der Wehrversammlungen und Sitzungen vor. Aus diesen Unterlagen geht hervor, dass die Finanzierung und Ausrüstung der Wehr ein dauerhaftes Problem darstellte. Man war auf die Unterstützung der Gemeinde und der Grundbesitzer, im Allgemeinen also den vermögenden Bauern und Kleingewerbetreibenden, angewiesen. Dazu wurden auch kleine Veranstaltungen wie der fast jährliche Feuerwehrball durchgeführt.

Schon 1912 wurde ein Bezirksfeuerwehrtag in Wörth an der Lafnitz abgehalten. Während des ersten Weltkriegs waren viele Feuerwehrkameraden zum Militär eingerückt und an der Front.

„Kernreuther“-Fahrspritze

„Kernreuther“-Fahrspritze

Nach dem Krieg musste die Ausrüstung erneuert werden und neue Schläuche mittels eines Kredits bei der örtlichen Raiffeisenkasse angeschafft werden. 1925 wurde auf die Fahrspritze ein Motor aufgebaut. Mit dieser Ausstattung ist sie auch heute noch funktionstüchtig und ist nach einer mehrjährigen Ausleihe an das steirische Feuerwehrmuseum wieder im Besitz
der Wehr.

 

1923 wurde ein „Sterbeverein“ gegründet zur Bestreitung der Kosten für die Musik auf Begräbnissen von aktiven und unterstützenden Mitgliedern. Bis 1927 waren auch Mitglieder aus Wörtherberg bei diesem Verein dabei, danach wollten sie
ihre eigene Musikkapelle bei Begräbnissen aufspielen lassen. Bis dahin wurde der Leichenzug aus Wörtherberg, es hatte
noch keinen eigenen Friedhof, an der Mariensäule von der Musik empfangen.

In den 1930er Jahren war auf Grund der schlechten Wirtschaftslage auch die Feuerwehr nur mit dem nötigsten ausgestattet, sogar der jährliche Feuerwehrball wurde nicht mehr durchgeführt. Trotzdem konnte bei den Bränden Erfolge erzielt werden, so auch 1935 beim Stadlbrand bei der Maierhofermühle, wo die Mühle und das Sägewerk vor den Flammen gerettet werden konnten.

Während des 2. Weltkriegs waren wiederum viele aktive Mitglieder an der Front und so mussten Jugendliche ihre Plätze einnehmen, viele aus der Hitlerjugend kommend. Das Mindestalter betrug 14 Jahre, die Ausbildung wurde in der örtlichen Wehr vorgenommen. So wurden in Wörth an der Lafnitz im Jahr 1941 12 junge Männer angelobt. 1942 erhält die Wehr eine motorisierte Tragkraftspritze R 80.

Nach dem Krieg musste das Vereinsleben langsam wieder aufleben. Einige Feuerwehrkameraden waren gefallen oder kehrten aus der Gefangenschaft zurück und wurden wieder eingegliedert.

1948 wurde das 50-jährige Bestandsfest nachgeholt, es war dies die erste Festveranstaltung nach dem Krieg in Wörth an der Lafnitz, 13 Wehren mit über 200 Mann waren vertreten.

1949 wurde aus amerikanischen Heeresbeständen ein Fahrzeug der Marke „Dodge“ angekauft und zu einem Löschfahrzeug und Mannschaftstransporter umgebaut. Zusätzlich wurde ein Anhänger erworben, wo die Tragkraftspritze und die Schläuche transportiert wurden. Dieses Fahrzeug diente auch dem Musikverein bei Ausfahrten als Transportmittel bis in die 1960er Jahre.

Segnung KLF Ford Transit 1969

Segnung KLF Ford Transit 1969

1960 wird die „Kriegstragkraftspritze“ durch eine neue Tragkraftspritze VW Automatik ersetzt und 1969 ein neues Löschfahrzeug der Marke Ford Transit in Dienst gestellt.

In den 60er und 70er Jahren ging die Zahl der Brände stetig zurück, der Kampf gegen das Hochwasser war bis vor der Regulierung der Lafnitz der Einsatzschwerpunkt. Höhepunkt und gleichzeitig das letzte große Hochwasser der Lafnitz war das „Jahrhunderthochwasser“ im Oktober 1982, als im gesamten Ortsgebiet schwere Schäden zu beklagen waren.

Seit den 1980er Jahren wird die Wehr kontinuierlich modernisiert, die Ausrüstung verbessert und der Zeit angepasst, was vor allem die technischen Einsätze nach Verkehrsunfällen betrifft – auch auf Grund von größeren finanziellen Spielräumen durch Unterstützung und Förderung von Land und Gemeinde.

Unter Kommandant Enrico Schlemmer wird der Fuhrpark erneuert und als Höhepunkt ein neues Rüsthaus gebaut. 1992 wird ein neues Kleinlöschfahrzeug  vom Typ Mercedes Benz 310 angekauft, gleichzeitig gemeinsam mit der Gemeinde der Beschluss gefasst, ein neues Rüsthaus zu errichten, da das alte in keinster Weise den Anforderungen einer heutigen Wehr entspricht. 1994 erfolgte der Spatenstich für das neue Gebäude, im selben Jahr feierte die Wehr ihr 100-jähriges Gründungsfest mit einem Bezirksfeuerwehrtag in Wörth an der Lafnitz.

Schon 1996 erfolgte die Fertigstellung und der Umzug in das neue Feuerwehrhaus mit Fahrzeughalle, Schulungsraum, Teeküche, Mannschaftsräumen, WC- und Duschanlagen sowie Stau- und Lagerräumen am Dachboden. Die Kosten von damals 4,5 Millionen Schilling inklusive Eigenleistungen wurden von Land, Gemeinde und Wehr getragen. In Anwesenheit von Landeshauptfrau Waltraud Klasnic wurde das neue Rüsthaus feierlich seiner Bestimmung übergeben.

1997 wurde erstmals ein Tanklöschfahrzeug angekauft – ein gebrauchtes Steyr-Fahrzeug mit 2000 Litern Tankinhalt von der Feuerwehr Neusiedl am See aus dem Burgenland. Ebenso wurden erstmals Atemschutzgeräte angeschafft. 2006 wurde der Ford Transit aus Altersgründen ausgeschieden und durch einen neuen Renault Master als Mannschaftstransporter ersetzt.

2010 veranstaltete die Wehr gemeinsam mit dem Bezirksverband den Bezirksjugendleistungsbewerb in Wörth an der Lafnitz – über 300 junge Feuerwehrmänner und –frauen nahmen an dieser Großveranstaltung teil.

2011 schließlich wurde als letztes Altfahrzeug, das über 30 Jahre alte Tanklöschfahrzeug außer Dienst gestellt, und ein neues Fahrzeug der Marke Renault Midlum TLFA 2000 angekauft.

 

Kommandanten der FF Wörth an der Lafnitz:

 

1894-1897 Johann Sommer

1897-1900 Johann Mussi

1900-1903 Johann Goger

1903-1919 Johann Neubauer

1919-1922 Johann Unger

1922-1929 Johann Gradwohl

1929-1940 Rupert Sommer

1940-1946 Karl Salmhofer

1946-1952 Franz Wallner

1952-1973 Franz Harmtodt

1973-1985 Johann Stelzer

1985-2007 Enrico Schlemmer

2007- bis dato Josef Wilfing

 

Quellen: Pfarrchronik, Festschrift 100 Jahre FF Wörth an der Lafnitz, Protokollbücher FF Wörth an der Lafnitz